Die Warnungen sind klar und deutlich: Alle Aufstiegsrouten zur Zugspitze sind momentan tief verschneit und für durchschnittliche Bergsteiger nicht passierbar. Leider endete ein tragischer Vorfall mit dem tödlichen Absturz eines 34-Jährigen.
Die Zugspitze übt eine große Anziehungskraft auf viele Bergsteiger aus. Wer regelmäßig in den Bergen unterwegs ist, träumt oft davon, Deutschlands höchsten Berg zu Fuß zu erklimmen. Doch derzeit ist das nicht möglich. Michael Schmidt von der Alpinschule Garmisch warnt deutlich davor: "Wir raten dringend ab." Denn die Zugspitze präsentiert sich momentan im tiefsten Winterkleid. Während es im Tal in den letzten 14 Tagen häufig geregnet hat, liegt oben Schnee. Laut Schmidt macht "ein halber bis ein Meter Neuschnee" selbst für erfahrene Bergsteiger eine Tour zur Zugspitze unmöglich.
Die Alpinschule hat für das kommende Wochenende alle geplanten Touren abgesagt. Der Deutsche Alpenverein (DAV) teilt eine ähnliche Einschätzung. Laut einer Warnung, die am Sonntag auf der DAV-Homepage veröffentlicht wurde, haben viele Bergsportler bereits versucht, die Zugspitze zu besteigen, aber die meisten mussten 100 Meter vor dem Gipfel umkehren. Diese Information wird auch von Gernot Auer, dem Wirt der Höllentalangerhütte, bestätigt: "Die Seile zum Einhängen sind nicht mehr sichtbar."
Trotz aller Warnungen gibt es immer noch Bergsteiger, die sich nicht davon abschrecken lassen. Am Mittwochnachmittag entdeckten drei Bergsteiger auf dem Schneeferner in der Nähe des Einstiegs zum Klettersteig einen verstorbenen Bergsteiger. Es handelte sich um einen 34-jährigen Polen, der anscheinend alleine unterwegs war. Er muss über das Höllental aufgestiegen sein und dann seinen Weg zum Gipfel fortgesetzt haben - bereits am Dienstag.
"Wir wissen sicher, dass er sich am Dienstagmorgen von Garmisch-Partenkirchen aus in Richtung Grainau aufgemacht hat", berichtet ein Polizeisprecher. Der Mann reiste alleine an und entschied sich für die schwierigste der bekannten Routen. Niemand war Zeuge des Unglücks, aber die Ermittlungen der Alpinen Einsatzgruppe der Grenzpolizei Murnau legen nahe, dass er nach dem Schneeferner in den Klettersteig einstieg. In großer Höhe stürzte er vom zweiten Klettersteig auf den Gletscher ab. "Dort rutschte der Verunglückte noch etwa 100 Meter talwärts im Schnee", erklärt ein Polizeisprecher. "Die erlittenen Verletzungen dürften direkt zum Tod geführt haben." Am Mittwochnachmittag entdeckten Bergsteiger seine Leiche.
Ein weiteres Beispiel dafür, dass selbst erfahrene Bergsteiger die aktuelle Schneelage unterschätzen, ereignete sich Mitte Mai: Ein Bergsteiger machte sich auf der Tiroler Seite auf den Weg zur Zugspitze, rutschte dann jedoch auf dem sogenannten Bayernsteig aus und stürzte 50 Meter ab. Glücklicherweise erlitt er nur leichte Verletzungen. Dem überraschten Rettungsteam von der Flug- und Bergrettung Ehrwald erklärte der Mann, dass er seine Steigeisen zu Hause vergessen hatte.