Schloss Linderhof

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Die "Königliche Villa" Schloss Linderhof liegt in der Gemeinde Ettal im schönen Süden Bayerns. Dieses prächtige Schloss wurde von König Ludwig II. erbaut und wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen 1870 und 1886 im Neorokoko-Stil errichtet. Es ersetzt das frühere "Königshäuschen" seines Vaters Max II., welches im Jahr 1874 etwa 200 Meter westlich des heutigen Schlosses verlegt wurde.

Das Schloss Linderhof in den Ammergauer Alpen ist das kleinste der drei Schlösser, die Ludwig II. erbauen ließ. Es ist auch das einzige das zu seinen Lebzeiten vollendet wurde. Linderhof wird oft als das Lieblingsschloss des "Märchenkönigs" bezeichnet, da er sich dort am häufigsten aufhielt. Besucher haben die Möglichkeit, das Schloss und die dazugehörigen Gartenanlagen mit den Parkburgen zu erkunden. Im Jahr 2018 zählte die Bayerische Schlösserverwaltung 437.122 Besucher. Ein Besucherrekord von 982.649 Personen wurde jedoch im Jahr 1990 erreicht.


Schloss Linderhof

Schlossgebäude 

Architektur 

Schloss Linderhof wurde nach dem Vorbild französischer Lustschlösser des 18. Jahrhunderts gestaltet, die Ludwig aus zeitgenössischen Kunstbüchern und späteren Beschreibungen kannte. Auch Elemente des bayerischen Rokoko, wie sie in der Münchner Residenz und Schloss Nymphenburg (besonders in der Amalienburg) zu finden sind, wurden in das Schloss integriert. In Bezug auf die Gesamtstruktur handelt es sich jedoch um ein einzigartiges Bauwerk, das keine direkten Vorbilder hat. Eine beachtliche Tatsache ist, dass Ludwig II. bei den Bauarbeiten für Schloss Linderhof hauptsächlich Holz aus der Umgebung verwendete und lokale Holzarbeiter mit den Arbeiten beauftragte. Das Schloss verdeckt geschickt seine tatsächliche Holzkonstruktion, indem es mit Putz verkleidet wurde. Zu dieser Zeit führte der König auch die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ein, was von nicht unerheblicher Bedeutung war.

Die Fassaden des Gebäudes sind mit Skulpturen aus Kalkstein und Zinkguss verziert. Ein Teil dieser Verzierungen ist der Giebel der Hauptfassade, auf dem das Wappen des Königreichs Bayern zwischen zwei Figuren zu sehen ist, die eine Tuba spielen. Diese Figur wird von vier weiteren Skulpturen umrahmt: Ackerbau, Handel, Wissenschaft und Industrie. Diese Skulpturen wurden von Philipp Perron entworfen, der oft für die Gestaltung der Schlösser Ludwigs zuständig war. Über dem Giebel thront die Statue des Atlas, geschaffen von Franz Walker. Atlas trägt auf seiner Schulter einen Himmelsglobus mit Tierkreis-Symbolen. In der Attika-Zone unter dem Giebel sind in der Mitte zwei weibliche Figuren dargestellt, die Lorbeerkränze und Palmenwedel halten. An den Seiten sind vier Putti zu sehen, die die Künste repräsentieren: Musik, Dichtkunst, Bildhauerei und Architektur. Insgesamt erzählen diese Skulpturen die Geschichte von Bayerns Ruhm, seinen Ständen, Tugenden und Errungenschaften in Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst.

Innenräume

Schloss Linderhof hat im Laufe seiner wechselvollen Baugeschichte einen komplexen, aber dennoch symmetrischen Grundriss erhalten. Im Obergeschoss befinden sich die Wohnräume des Königs, die insgesamt zwei große Säle umfassen. Außerdem gibt es dort einen Treppenaufgang, vier annähernd hufeisenförmige Kabinette, je ein ovales Ess- und Arbeitszimmer sowie die Gobelinzimmer, die den Spiegelsaal flankieren. Die größten Räume des Schlosses sind entlang der mittleren Achse angeordnet, die von Norden nach Süden verläuft. Im Norden befindet sich das Schlafzimmer und im Süden der prachtvolle Spiegelsaal. Die seitlichen Trakte des Schlosses beherbergen die kleineren Salons und Kabinette. In allen Räumen gibt es eine überaus opulente Ausstattung im Stil des Neorokoko. Kaum eine Wand oder Decke ist ohne Dekoration. Die Entwürfe für die Innenausstattung stammen unter anderem von Christian Jank. Das Speisezimmer des Schlosses ist ähnlich dem Speisesaal auf Herrenchiemsee mit einem Tischleindeckdich ausgestattet. Das bedeutet, dass der Tisch durch eine Mechanik nach unten in die Küche gelassen werden konnte. Dort wurde er gedeckt und anschließend per Handarbeit wieder nach oben gefahren, sodass der König ohne das Vorhandensein seiner Bediensteten speisen konnte.

Der größte Raum auf Linderhof ist das königliche Schlafzimmer, das nach Norden ausgerichtet ist und heute in einer zweiten Version besucht werden kann. Es ist angelehnt an das Schlafzimmer des französischen Sonnenkönigs, hat jedoch eigene Formen und Farben. Ähnlich wie in Versailles oder der Münchner Residenz ist das Bettteil vom Rest des Raumes abgetrennt. Dadurch würde es ermöglicht, die erste oder letzte Audienz des Tages, auch bekannt als Lever und Coucher, direkt am Bett abzuhalten, so wie es der Sonnenkönig tat. Zur Zeit von Ludwig II., dem König von Bayern, hatte diese Vorstellung jedoch keine Bedeutung mehr. Als König einer konstitutionellen Monarchie hatte er eine völlig andere politische Rolle als der absolutistische Herrscher Frankreichs. Außerdem war Ludwig II. ein menschenscheuer Monarch, der gerne die Nacht zum Tag machte und umgekehrt. Er hatte natürlich nie die Absicht, vor Dutzenden von Würdenträgern aufzustehen oder schlafen zu gehen wie der Sonnenkönig. Dennoch bewunderte er ihn für seine unumschränkte Macht und es finden sich in Linderhof zahlreiche Anspielungen auf ihn. Im Plafond des Speisesaals sind Szenen aus dem Leben am Hofe von Versailles dargestellt und in den hufeisenförmigen Kabinetten sind Porträts französischer Höflinge und Adliger zu sehen, darunter Madame de Pompadour und Madame Dubarry. Im Treppenhaus ist eine prunkvolle Vase aus der Manufaktur von Sèvres ausgestellt. Im Gegensatz zum Schloss Herrenchiemsee, das eine reine Hommage an Ludwig XIV. ist, ist Linderhof eine einzigartige Kreation, die ihren Charme aus der Kombination von bewegter Landschaft mit französisch-barocken, bayerisch-rokokohaften, romantischen und ländlich alpinen Motiven zieht.

Schlossgarten 

Schlosspark 

Im gesamten Schlosspark von Linderhof gibt es viele dekorative Gebäude und kuriose Bauten. Neben dem kleinen königlichen Haus gibt es exotische Parkgebäude wie den Maurischen Kiosk, der nachträglich in den Park gebracht wurde und von Ludwig anderswo aufgestellt wurde. Auch die sogenannte Hundinghütte, die Einsiedelei des Gurnemanz und das Marokkanische Haus gehören dazu. Ein wirklich beeindruckendes Bauwerk ist die künstliche Venusgrotte, die von Richard Wagners Tannhäuser inspiriert wurde und den Venusberg darstellen soll.

Formaler Garten

Der formale Garten ist fast wie ein Kreuz angelegt. Im Zentrum des Kreuzes befindet sich das Schloss, davor ein riesiges Wasserbecken, aus dem eine beeindruckende Fontäne bis zu 22 Meter in die Höhe schießt. Der Garten folgt dem natürlichen Verlauf des Geländes und steigt entlang der Hauptachse, die von Nord nach Süd verläuft, vor und hinter dem Schloss den Hang hinauf. Treppen und Terrassen gliedern den Garten. Die seitlichen Bereiche ähneln kleinen Baumgruppen. Auf einer der Terrassen befindet sich ein kleiner Tempel, während auf der gegenüberliegenden Seite hinter dem Schloss ein Musikpavillon steht. Das Wasser fließt über Stufen in Form einer Treppe von oben herab, bis es knapp vor dem Schloss in ein Becken fließt, aus dem die Pferdefiguren des Neptun-Brunnens Wasser speien. Vor dem Becken ist eine große Blumenpflanze mit blauen Blüten, die Bourbonenlilie.

Linderhof

Geschichte 

Ursprünglich stand an dem Ort, wo später das Schloss Linderhof errichtet wurde, ein schlichtes Bauernhaus aus dem Jahr 1790. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es unter Max II. zu einem Jagdsitz umgebaut. Das Königshäuschen, wie es genannt wurde, war ein traditionelles Holzhaus, das auf einem Steinsockel stand. Der eigentliche Linderhof war ein benachbarter Bauernhof, auf dessen Grundstück sich das Jagdhaus befand. 

Ab dem Jahr 1868 begann Ludwig II., der vor vier Jahren im Alter von 18 Jahren zum König ernannt wurde, mit den ersten Plänen für mehrere Schlösser außerhalb von München, da ihm die Hauptstadt nicht gefiel. Sein Interesse an der Ritterkultur des Mittelalters und der musikalischen Welt von Richard Wagner führte zunächst zur Konzipierung des Schlosses Neuschwanstein, dessen Bau im Jahr 1869 begann. Im Jahr 1867 begann der König, sich mit der Kultur und dem Leben an den Höfen der absolutistischen Könige Ludwig XIV., XV. und XVI. von Frankreich zu beschäftigen. Dadurch entwickelten sich bei Ludwig II. Ideen, im Graswangtal in der Nähe seines Jagdhauses ein Schloss nach dem Vorbild von Versailles zu errichten, das von den französischen Bourbonen-Königen inspiriert war. Anfangs wurde dieses Projekt als "Meicost-Ettal" bezeichnet, was ein Anagramm des Zitats "L'État, c'est moi" (Der Staat bin ich) von Ludwig XIV. war. Allerdings erwies sich das Gelände im engen Tal als zu klein für den geplanten Schlossbau, daher wurde schließlich ab dem Jahr 1878 der Palast auf der Herreninsel im Chiemsee errichtet, welcher als Neues Schloss Herrenchiemsee bekannt ist.

Auch die Pläne für einen großen byzantinischen Palast waren im entlegenen Tal des Linderhofs nicht umsetzbar. Stattdessen kam die Idee eines kleineren Rückzugsortes auf, ähnlich dem Schloss Marly, das Ludwig XIV. ab 1678 in der Nähe von Versailles mit einer Gruppe von Pavillons errichtete. Nach der ersten Umgestaltung des Königshäuschens im Graswangtal im Jahr 1869 ließ Ludwig II. nach seinen Vorstellungen 1870 den Architekten Georg von Dollmann den Ostflügel des Gebäudes in nördlicher Richtung erweitern. Ursprünglich war der neue Trakt als Einzelstück gedacht. Im Obergeschoss befand sich ein Hauptraum mit ovalem Grundriss und zwei Annexen mit hufeisenförmigem Grundriss, was typisch für die barocke Architektur war. Allerdings fehlte die repräsentative Fassade dieser Epoche, stattdessen präsentierte sich das Gebäude im rustikal-bäuerlichen Stil, ohne Anzeichen des Prunks der Innenräume.

Im Frühjahr 1871 wurde ein zusätzlicher Flügel im Westen errichtet, der in der gleichen Struktur gehalten war. Um die beiden Gebäude zu verbinden, wurde ein Flügel auf der Nordseite (Bergseite) hinzugefügt. Dieser enthielt eine erste Version des königlichen Schlafzimmers, das jedoch nicht erhalten geblieben ist. Darin stand ein beeindruckendes Bett an der Südwand, wodurch man heute beim Blick aus den Fenstern nach Norden auf den Berghang schauen konnte. Das Königshäuschen befand sich nun südlich, aber außerhalb der neuen nordsüdlichen Mittelachse. Ludwig entschied sich, das Jagdhaus vorerst nicht abzureißen, da er eine starke emotionale Bindung zu dem Gebäude hatte.

Ab Februar 1873 wurde das Schloss umgebaut und mit Steinfassaden versehen, die dem Rokoko-Stil ähnelten. Das Dach wurde ebenfalls ergänzt. Im Jahr darauf wurde das Königshäuschen ohne große Veränderungen an seinen heutigen Standort versetzt, der etwa zweihundert Meter westlich des Schlosses liegt. Das Schloss wurde nun an seinem ursprünglichen Standort errichtet, wodurch die offene Südseite durch den Südtrakt geschlossen wurde. Dadurch entstand eine kompakte Schlossanlage. Im Südtrakt ließ Ludwig auf der Höhe der älteren Räume eine Reihe kleiner Räume einrichten, die sich symmetrisch um den nach Süden ausgerichteten Spiegelsalon in der Mittelachse gruppierten. Diese Räume waren durch Türen verbunden. Im Jahr 1876 wurde dieser Bereich komplettiert. Der Zugang zur Hauptetage erfolgte nun über ein Vestibül im Erdgeschoss des Südtraktes und eine zweigeteilte Treppe im früheren Innenhof des Gebäudes. 1874 wurde auch der Park vom Hofgartendirektor Carl von Effner entworfen, wobei er sich hauptsächlich vor der neuen südlichen Haupt- und Eingangsfassade erstreckte. Als letzte Baumaßnahme wurde 1885/86 das Schlafzimmer durch Julius Hofmann auf seine heutige Größe erweitert und die Arbeiten nach Ludwigs Tod in vereinfachter Form abgeschlossen.

Zwischen 1874 und 1880 wurde das Schloss gebaut und gleichzeitig der Schlossgarten angelegt. Ludwig II. beauftragte Carl von Effner mit der Planung. Ursprünglich war ein kleinerer formaler Park nach dem Vorbild des Schlossparks von Versailles geplant, aber aufgrund der begrenzten Fläche des Tals von etwa 1,2 Kilometern konnte dieser Plan nicht umgesetzt werden. Stattdessen entstand ein intimerer Park, der verschiedene Gartenstile vereint. Um das Schloss herum wurde ein formaler Garten angelegt, der Elemente aus Barock- und Rokokogärten enthält. Der größere Park im Graswangtal umgibt den Ziergarten und orientiert sich an englischen Landschaftsgärten mit Baumgruppen und verwundenen Wegen, die die natürliche Umgebung einbeziehen.

Die umfangreichen Sanierungsarbeiten begannen im Jahr 2015 und sollen voraussichtlich bis 2024 andauern. Ab 2017 wurde die Kaskade saniert. Dabei wurden die dunkel verwitterten, von Moos bedeckten und teilweise gerissenen Marmor- und Kalksteinteile (wie Abdeckplatten, Schwellstufen und Schmuckvasen) sorgfältig einzeln nummeriert. Mit Hilfe von Kränen wurden sie geborgen und zur Restauratorenwerkstatt nach Bamberg transportiert. Dort wurden sie gereinigt, gebürstet, teilweise repariert und verstärkt, mit einer Beschichtung versehen und mit Edelstahlankern wieder zusammengefügt. Auch an der Venusgrotte haben dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen begonnen, die voraussichtlich bis Ende 2024 abgeschlossen sein sollen.

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